
Viele hochsensible Menschen, mich eingeschlossen, fühlen sich oft mit absolutem Unverständnis ihrer Umwelt konfrontiert. Dabei macht es traurig, wenn vor allem die am nächsten stehenden Menschen nur hilflos den Kopf schütteln und daran scheitern zu verstehen bzw. wahrzunehmen, was im hochsensiblen Geist und Körper vorgeht. Oftmals kommt dann das Gefühl auf, nicht „gut genug“ für den hochsensiblen Partner zu sein.
Vielleicht hilft es, ein paar Gemeinsamkeiten zu thematisieren, um aufzuzeigen, dass es anderen, nicht hochsensiblen Partnern, ähnlich ergeht.
- Wir hochsensiblen Menschen sind immer auf der Suche. Stehen bleiben und längere Zeit zur Ruhe kommen, fällt uns unglaublich schwer. Das hat größtenteils überhaupt nichts damit zu tun, dass wir mit unserem Partner unzufrieden sind, wir besitzen lediglich eine rastlose Seele, die ständigen Input braucht.
- Wir scheinen manchmal depressiv, der eigene sowie der Weltschmerz belasten uns sehr. Das liegt in den meisten Fällen nicht am Verhalten unseres Gegenübers, sondern an der Tatsache, dass wir enorm viele Gefühle wahr- und aufnehmen und ganz lange Zeit nicht verarbeiten können.
- Wir sind äußerst ambivalente Persönlichkeiten. Unsere Partner schütteln bei so viel hin und her oft verständnislos den Kopf und können nicht nachvollziehen, woher dieser Wankelmut kommt. Einer klaren Linie zu folgen ist für uns schwierig. Viele von uns (Scanner) sind vielseitig interessiert, legen ihr Interesse an einer Sache aber auch schnell wieder ab und wenden sich Neuem zu. Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht wissen, was wir wollen. Es liegt lediglich an der Tatsache, dass wir das Leben in all seinen Facetten verstehen und fühlen wollen.
- Viele von uns sind im Alltag unglaublich langsam. Die Schnelligkeit des Geistes muss durch ein verlangsamtes Außen kompensiert werden. Wir fordern unser Gegenüber oft gewaltig, wenn wir noch 3mal ins Badezimmer gehen (müssen) bevor wir außer Haus gehen, noch eine Tasse Tee davor trinken wollen oder keine Entscheidung über die Wahl der Schuhe treffen können.
- Wir sind sehr beeinflussbar von der Stimmung anderer Personen oder der Energie (Ausstrahlung) von Orten. Ein Tag, der mit positiver Stimmung beginnt, kann sofort ins Gegenteil umschlagen, wenn uns bewusst oder unbewusst die Energie von anderen Menschen oder Orten berührt oder unsere hochsensiblen Körper durch Lärm oder sonstige Einflüsse von außen belastet werden. Das ist für unsere Partner oft schwer auszuhalten, hat aber nichts damit zu tun, dass diese sich „falsch“ verhalten.
- Wir sind unglaublich dankbar, wenn wir einen Menschen gefunden haben, mit dem wir über uns und unsere – manchmal etwas andere – Art das Leben wahrzunehmen, reden können.
DANKE an alle Partner, die unser Leben bereichern und ihres bereichern lassen!
Liebe Karin,
Danke, für diesen Beitrag!
Ich habe ihn meinem Partner weitergeleitet und dieser konnte, glaube ich, das Thema HS, jetzt wirklich annehmen. Als wir zusammen kamen, vor 3 1/2 Jahren, habe ich ihn vorgewarnt was meine Konstitution betrifft. Mir hat, vor 6 Jahren, eine Psychologin, die „zufällig“ auch HS war, nach erst 3 Monaten Therapie, HS diagnostiziert….d.h. so sehr habe ich mich an das „System“ angepasst, dass selbst eine psychologische Insiderin meine HS nicht schnell erkennen konnte. Damals war ich 50J. – jetzt bin ich 56J. und mein Partner dachte Anfangs, dass meine Empfindlichkeiten mit der Zeit schon „besser“ werden würden…. aber seit ich keinen Alkohol mehr trinke, ist die körperliche Empfindlichkeit und Empfindsamkeit natürlich wieder viel stärker, das die Beziehung mehr „belastet“. Mein Partner ist aber bereit, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen und glaubt mir jetzt auch dass das eine Wesensart ist und nicht eine momentane Spinnerei…;) Nach Deinem Beitrag hat er mich angerufen und hat so manche Handlungsweisen und Reaktionen von mir, aus einer anderen Perspektive sehen können….Vielen Dank und herzliche Grüße aus Graz Angelika
Hallo liebe Angelika,
herzlichen Dank für Deine Nachricht, die ich erst heute gelesen habe.
Es ist so schön zu lesen, dass das Bewusstsein für diesen besonderen Wesenszug immer größer wird.
Ich freue mich so sehr, dass Dein Partner bereit ist, sich mit HS auseinanderzusetzen, um Dich noch besser verstehen und begleiten zu können. Ein großes Glück! Schön, dass ich dazu beitragen konnte!
Herzlich,
Karin